Bayerischer Rundfunk (BR)

Podcast: Lexikon der alten Musik, von Wolfgang Schicker am 25.12.2017

Die Cappella Antiqua Bambergensis – eine ganze musikalische Erlebniswelt vom Instrumentenbaukurs über pädagogische und soziale Arbeit bis hin zu Konzerten mittelalterlicher Musik, beheimatet im Schloss Wernsdorf bei Bamberg.

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Badische Zeitung / Freiburg 2017

Faszinierende Tonkunst der Visionäre
Die Capella Antiqua Bambergensis spielte in der Christuskirche zum Abschluss des Freiburger Tamburi-Mundi-Festivals.
von: Sarah Nöltner, Foto: Ellen Schmauss
Mit einem großen Sammelsurium von fremd wirkenden Instrumenten ließ die Capella Antiqua Bambergensis gemeinsam mit den Perkussionisten David Mayoral, Murat und Yaschar Coskun sowie Sängerin Jule Bauer jetzt beim Abschlusskonzert des Freiburger Tamburi Mundi Festivals mittelalterliche Musik in der Christuskirche erklingen. Sackpfeifen, Drehleier, Portativ (eine tragbare Mini-Orgel), Psalter und Santur (ein persisches Hackbrett), Hümmelchen (einem Dudelsack ähnlich), Blockflöten, Harfen, Fiedeln, Schlüsselfiedeln (Nyckelharpa) sowie eine Vielzahl von Trommeln und anderen Perkussionsinstrumenten bargen optische und klingende Überraschungen: „Guck mal, das sieht aus wie eine Laterne“, so ein Mädchen aus dem Publikum über das Platerspiel mit der großen Blase unter dem Mundstück. Neugierig und offen für ungewohnte Optiken, aber dennoch vertraute Klänge lauschten die Besucher der mittelalterlichen Musik.

Von den „Visionäre(n) des Mittelalters“ erzählte der 79-jährige Wolfgang Spindler, Gründer der Capella Antiqua Bambergensis, zwischen den Stücken zahlreiche Anekdoten und gab dem Publikum einen Einblick in das Denken und Erleben von Sultan Saladin, Richard Löwenherz, Walther von der Vogelweide und deren Zeitgenossen.

Mit Musik aus dem 10. bis 14. Jahrhundert und aus ganz unterschiedlichen Weltregionen, die sich schon vor etwa 1000 Jahren wechselseitig beeinflussten, begeisterten die Musiker: Orientalische Klänge trafen auf mittelhochdeutschen Minnegesang, spanische Trommelrhythmen auf Marienlieder aus klösterlichen Gesangbüchern.

Die Perkussionisten David Mayoral und Murat Coskun ließen die Finger gekonnt über die Felle ihrer Instrumente fliegen und entlockten ihren Trommeln eine unglaublich luftige Klangdiversität. Komplexeste Rhythmen, fließende Taktwechsel und ein fast schon melodisches Spiel mit unterschiedlichen Tonhöhen auf den Rahmentrommeln sowie sensible Aufmerksamkeit gegenüber ihren Mitspielern zeichneten ihr mitreißendes Spiel aus. Der Spanier Mayoral, der in der Vergangenheit unter anderem auch mit dem berühmten Jordi Savall musizierte, wechselte dabei immer wieder zwischen Perkussion und Santur (einer Art Hackbrett mit cembaloähnlichem Klang).

Die Capella Antiqua Bambergensis alias Familie Spindler (Vater Wolfgang, Söhne Andreas und Thomas, Schwiegertochter Anke) sowie Jule Bauer faszinierte mit vielseitigen Instrumentalklängen. Rasche Wechsel zwischen Streich-, Zupf- und Blasinstrumenten, von denen jeder der Musiker gleich mehrere beherrscht, eröffneten dabei ein reiches Klangspektrum. Jule Bauers prägnanter Gesang begeisterte die Zuhörer, auch wenn die Texte aufgrund der alten Dialekte kaum verständlich waren.

Der undogmatische, improvisatorische Umgang mit den überlieferten Quellen tat dem Konzert gut, und er verwies dezent immer wieder auf das, was Musik schon von jeher ausmacht und jenseits aller kulturellen Grenzen verbindet: Freude bei den Musizierenden und bei den Zuhörern.

Zum Artikel in der Badischen Zeitung


Experten für die fernen Klänge des Mittelalters: die Capella Antiqua Bambergensis (Foto: Ellen Schmauss)


Mainpost / Wechterswinkel 2016

Tamburinzauber im Kloster
Die Capella Antiqua Bambergensis im Kloster Wechterswinkel: Das passt wie die musikalische Faust aufs Auge (von Stefan Kritzer)
Wohl kaum eine andere als die mittelalterliche Musik passt besser in die historischen Klostermauern von Wechterswinkel.

Dort war die „Capella Antiqua Bambergensis“ wieder einmal zu Gast. Wohl kaum eine andere als die mittelalterliche Musik passt besser in die historischen Klostermauern von Wechterswinkel. Und wohl kaum eine andere Formation spielt Musik aus dieser Zeit so eindrucksvoll wie die „Capella Antiqua Bambergensis“. Jetzt waren die Musiker rund um die Familie Spindler erneut im Festsaal zu Gast. Mit dabei waren zwei ausnehmend gute Solisten.

Romantisch verklärt könnte man den Sultan Saladin als einen großen Helden ansehen. Für die muslimische Welt ist er das auch, schließlich entriss er im Jahre 1187 die Stadt Jerusalem aus den Händen der Kreuzfahrer. Aus Sicht der Kreuzritter um den englischen König Richard Löwenherz war Sultan Saladin zu Ende des 12. Jahrhunderts ein erbitterter Gegner, dem es ja beinahe gelungen wäre, ein neues Weltreich zu schaffen. Um kriegerische Auseinandersetzungen, um die Eroberung von Jerusalem und weiterer wichtiger Stätten der Christenheit, geht es in der Musik aber nur am Rande.

Wie immer mit einer großen Fülle an Instrumenten wie Flöten, Harfen und Trommeln waren die Musiker um Professor Wolfgang Spindler mit ihrem Programm „Saladin und die Kreuzfahrer“ nach Wechterswinkel gekommen.

Diesmal dabei die Sopranistin Jule Bauer, die ihre Nyckelharpa – eine Schlüsselharfe, deren Saiten mit dem Bogen gestrichen werden und mechanisch mit Tasten verkürzt werden können – mitgebracht hatte und diese meisterhaft zu spielen wusste.

Neue Klänge

Neu in Wechterswinkel auch Perkussionist David Mayoral, der mit Trommeln und Tamburinen zauberhafte Klangwelten schuf und damit ganze Geschichten zu erzählen wusste. Aus der ganzen im Mittelalter bekannten Welt hatte die Capella Antiqua Bambergensis Musik zusammengetragen. Die „Cantigas de Santa Maria“ von Alfonso el Sabio führten nach Spanien, das Palästinalied von Walther von der Vogelweide nach Deutschland. Das wunderschöne Lied „Ich zôch mir einen valken“ aus der Feder dessen von Kürenberg aus den Niederlanden sang Jule Bauer in beeindruckender Weise.

Nicht fehlen durfte auch ein Ausschnitt als dem „roten Buch“, einer Liederhandschrift aus einem Kloster in der Nähe von Barcelona, dem „Llibre Vermell de Montserrat“. Aber auch eine Reise in das syrische Aleppo unternahmen die Musiker in dem Traditional „Lamma badda“. Und so fuhren Andreas Spindler, Anke Spindler und Thomas Spindler gemeinsam mit Vater Wolfgang und den beiden Solisten durch das europäische Mittelalter, immer auf der Suche nach den schönsten Liedern und Tänzen.

Wie sehr diese Reise das Publikum beeindrucken sollte, das drückte sich im bis auf den letzten Platz gefüllten Festsaal in Beifallsstürmen und stehenden Ovationen aus. Es versteht eben niemand so gut, die Zeit des Klosters Wechterswinkel in alte Musik zu hüllen, wie die „Capella Antiqua Bambergensis“.

Mainpost, Text & Foto Stefan Kritzer

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